5. Tag: Diamante - Altomonte

Montag, 10. Mai 2010:

Diamante - Belvedere - S. Agata di Esaro - Altomonte

63 km 1.200 Hm

Superstrada nennen die Einheimischen die SS 18 südlich von Diamante. Aus der Traumstrecke für Radler wird ab Praia a mare eine viel befahrene Schnellstraße, der wir noch 10 km bis vor Belvedere folgen. Dort wollen wir bei bestem Wetter endlich ins Gebirge abbiegen und in den Pollino Nationalpark queren. Nach Marina di Belvedere kann man links auf die kleine, unbefahrene SS 263 abbiegen und dem Verkehr entkommen. Sofort beginnt der Anstieg, lange Zeit mit wechselnden Ansichten des attraktiv gelegenen Belvedere und auf's Meer. Immer wieder passiert man einzelne Häuser mit beißwütigen Hunden, was tempobeschleunigend wirkt. Bei 500 Hm wird es flacher und man fährt jetzt kilometerlang in schattigem Mischwald so vor sich hin. Ein letzter kurzer Anstieg zum Passo di Scalone (740 Hm) und die ebenso schattige Abfahrt bringt uns rechtzeitig zur Mittagszeit nach S. Agata di Esaro. Bis dahin war es eine eigentlich schöne, nicht zu anstrengende Auffahrt mit max. 6 %. Nicht zu übersehen ist, dass der Pollino Nationalpark anders als der Apennin in Umbrien und den Marken oder gar die Abruzzen dichte Mischwälder birgt, die man eher in Mitteleuropa vermuten würde.

Nach Panini, Tomaten, Erdbeeren, Melone und dem unverzichtbaren Caffe geht’s danach für etliche Kilometer bergab nur von kurzen Gegenanstiegen unterbrochen. Auch dieser Abschnitt ist sehr bewaldet. Vor San Sosti biegen wir deshalb rechts auf die SP 120 ab, die vom Gebirge weg führt, dafür aber einige Hügelkämme zwischen uns und unserem Ziel Altomonte positioniert. Wir nehmen die 2. Auffahrt nach Mottafollone, die uns etwas angenehmer auf den Hügelkamm bringt. Jetzt herrliche Sicht auf die südliche Gipfelgruppe der knapp 2.000 Meter hohen Berge Montea, Cozzo del Pellegrino u.a. Sogar sie tragen noch Schneereste. Am Friedhof geradeaus, dann wieder runter. Man erreicht nach schöner Abfahrt einen kleinen Stausee und muss danach gleich wieder hoch. So queren wir auf 15 km insgesamt 3 Hügelketten, bis uns das schon von weitem sichtbare Altomonte nochmals unerbittliche 300 Hm abverlangt. Schon von unten lässt sich das harmonische Gefüge der Stadt erkennen. Etwas Ablenkung bieten im unvermeidlichen Feierabendverkehr die wunderschön bepflanzten Gärten am Straßenrand. Die Straße führt in langgezogenen Kurven hoch ins kompakte, vom äußeren Aspekt her ansehnliche Zentrum von Altomonte. Einen Rundgang kann man sich dagegen sparen. Dafür gibt's ein wunderbares Eis an der Stadtmauer.

Unterkunft und Abendessen:

Hotel Barbieri, 95 €, gehobenes Hotel, sogar mit Internetzugang, uns etwas zu hochgestochen, etwas außerhalb, dafür vorzügliches Ristorante, endlich mal mit regionalen Spezialitäten, Räder im Außenbereich versteckt.

Internet

Als Internetfeindlichstes Land der Welt könnte gut und gerne Italien durchgehen. Internetcafes findet man auch in mittelgroßen Städten extrem selten. Meist sind es separate Internetpoints, die oft noch ihr Geld mit Kopieren, Versenden von Fax und ähnlichen altertümlichen Dienstleistungen verdienen als mit den neuen Medien und nur selten im Centro anzutreffen sind. DSL ist in der Provinz völlige Fehlanzeige. Manchmal hört man gar noch die vertrauten Klänge eines 33 KB Modems.

Dazu hat sich der italienische Staat noch etwas besonders Unsinniges einfallen lassen. Wer Internet nutzt, wird registriert. Man muss also seinen Personalausweis vorlegen und der armen Person noch das unbekannte Dokument erklären. Ohne Ausweis geht nichts. Fragt man nach, so werden die Listen mit den abgeschriebenen oder kopierten Ausweisdaten an die Polizei weitergeleitet. Angeblich ein Gesetz zur Terrorabwehr. Dazu ist der Spaß natürlich für italienische Verhältnisse recht teuer und dauert lange. Meiner Überzeugung nach hat die Berlusconi-Regierung schlichtweg kein Interesse daran, das web als Konkurrenz zum allgegenwärtigen TV aufkommen zu lassen. Italien verschläft so die zentrale Technologie unseres Jahrzehnts. Einzig angenehme Seite des Ganzen: Man hat ein Thema, über das man mit seinem italienischen Gegenüber ausgiebig herziehen kann.