Erste Januarwoche

Kann man Anfang Januar auf Radreise gehen?

Eigentlich nicht.

Aber wer es einfach macht, kann eine Woche wie ich erleben. Tolles Wetter, unglaublich schöne Landschaften, vom Tourismus unbeleckte Städte und nur freundliche, interessierte Menschen. Dazu den ganzen Tag draußen und auf dem Rad.

 

Am Golf von Genua bestimmt Anfang Januar oft ein stabiles Hoch das Wetter mit Sonne und fast frühlingshaften Temperaturen. Zudem wärmt das Meer. Und weil das so ist, wollte ich mit Sack und Pack von Ligurien kommend der Küste entlang in die obere Toskana radeln. Das Wetter hat mehr als mitgespielt und mir eine unglaubliche Woche beschert. Der Wechsel aus Sonne pur, Wolken und morgendlichem Nebel war einzigartig. Temperaturen zwischen 12 und 20 Grad.

 Anreise mit ICE/IC von Karlsruhe, Zürich, Mailand nach La Spezia in 12 h auch kurzfristig problemlos. Zurück über Bologna, München ebenso an einem Tag. Radtransport war zu der Jahreszeit unproblematisch.

 Alles hatte ich wetterabhängig, kurzentschlossen, flexibel, eigenverantwortlich konzipiert.  Kein Hotelvorbuchung, alles vorort organisiert.


La Spezia Pietrasanta 59 km 500 Hm

 

Frühstück im Freien, verkehrsreich aus La Spezia heraus, dann herrlich ruhiger Anstieg nach Pitelli, ab dort Meerblicke. Weiter fröhlich bergan bis ins hübsche Montemarcello, kurze Mittagspause. Wolken ziehen ab, Sonne kommt. Herrliche Abfahrt nach Ameglia an die Versiliaküste.

Ab da flach die Küste entlang. Unter normalen Bedingungen Blicke die Apuanischen Alpen und die Marmorbrüche von Carrara/Massa, heute leider noch verhangen. Die Badeorte der Küste sind schmucklos und verkehrsreich. Ich weiche daher ab Marina di Massa ins Hinterland der Ebene aus, das ruhiger und abwechslungsreicher ist.

Pietrasanta ist ein Zufallstreffer, sehenswertes Städtchen, nette Atmosphäre.

 

Von der ersten Teilstrecke gibt es ein Video.


Pietrasanta - Pisa 53 km 410 Hm

 

Sonne von morgens bis abends.In Pisa frühlingshaft bei 20 Grad.

 

Verlasse die Küste Richtung Camaiore und fahre ein kleines Tal aufwärts. Am Ende eine schöne Sequenz von Serpentinen, die zu einem kleinen Pass am Ende der Apuanischen Alpen führen. Tolle Strecke, schöne Blicke, oben in Montemagno eine Bar. Abfahrt und Wiederanstieg nach Piazzano in einer gottverlassenen Gegend. Zunächst Richtung Lucca, dann entscheide ich mich doch lieber nach Pisa zu fahren, das ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Auf ruhigen Nebenstraßen geht es jetzt flach Richtung Meer. Schöne Stadteinfahrt bis zur Piazza dei miracoli.

 

Ich verbummle einige Zeit in Pisa und weil die Sonne im Winter halt doch früher untergeht, nehme ich den Regionalzug nach Lucca, wo ich über Nacht bleibe.

 

Zusätzlich zu den Fotos gibt es ein Video aus Pisa.


Lucca - Vinci 56 km 270 Hm

 

In Lucca war es die Nacht über nebelig, morgens löst sich der Nebel rasch auf. Ich drehe eine Runde durch die Stadt und auf dem Stadtwall und fahre dann nach Osten Richtung Florenz. Ich folge der Eurovelo Route 5 (Via Francigena), die ungünstig geführt ist. Zu viel Verkehr, schlechter Belag. Ab Altopascio suche ich mir eigene Wege und es wird ruhiger. Zuvor lege ich jedoch nochmals eine lange Cappuccinopause ein, da über dem Hügelland des Monte Albano noch Nebelbänke hängen. Die lösen sich aber am Mittag ebenfalls auf und vermitteln ein unglaubliches Bild der jetzt schon sehr typischen Toskanalandschaft. Herrlich, man kann sich gar nicht sattsehen.

 

Es geht wellig weiter, immer schönere Blicke in die Hügel und dann schon auf mein Ziel Vinci, der Geburtstadt von Leonardo da Vinci. Ich drehe eine Runde durch die putzige Altstadt, das Museum kenne ich schon, noch ein Gelato und dann nach einem tollen Tag ins Hotel.


Vinci - Monte Albano - Pistoia 62 Km 440 Hm

 

Der erste Teil über den Höhenzug des Monte Albano ist eine Traumstrecke, die auch bei einheimischen Rennradfahrern sehr beliebt ist.

Morgens leichter Dunst/Nebel, der die Landschaft in unglaubliche Grautöne tunkt. Immer bergan mit Unmengen RR-Gruppen zieht sich die Panoramastraße bis nach San Baronto. Der Himmel lichtet sich mit jedem Höhenmeter. Das fährt man nicht nur einmal im Leben!

Oben Bar und fast ein Happening. Ab jetzt Sonne.

 

Auch die Abfahrt ins Bisenziotal ist sehenwert mit schönen Blicken auf den Appenin.

In der landwirtschaftlich geprägten Ebene finde ich ruhige Wege bis Prato, von dort folge ich dem ausgeschilderten Radweg nach Pistoia, was die deutlich schlechtere Wahl war. Nach weiteren 20 km komme ich nach Pistoia, das städtebauliche Highlight der Tour. Stimmungsvoller geht es kaum.

Video Auffahrt

Video Abfahrt


Pistoia - Prato 22 Km

 

Die Heimreise steht an. Ich fahre heute noch mit dem Rad zurück nach Prato und nehme dann dort den Regionalzug nach Bologna. Ich wähle die alte Straße nach Prato und das ist genau richtig. Wenig Verkehr, ruhige Strecke, nochmals tolles Wetter.

 

Bologna liebe ich, ich bleibe dort noch eine Nacht und fahre dann mit EC in 12 h über München nachhause.