Castiglione - Montefollonico - Montisi - Montalcino

Montag, 12.3.2012

71 Km, 923 Hm

Heute geht es zur Sache - endlich! Wir queren nochmals das Chianatal, um dann an Montepulciano vorbei in eine unserer Lieblingslandschaften der Toskana, der Crete, zu radeln. Dabei sind zwei schwere Anstiege zu bewältigen. Ziel ist Montalcino, das wie ein Adlerhorst in luftigen 600 m Höhe auf uns wartet. An die Auffahrt nach Montalcino habe ich besonders intensive Erinnerungen, hat doch meine Begleiterin vor 14 Jahren wegen der nicht enden wollenden Steigung zuerst ihren Helm, dann das Fahrrad und zuletzt mich kilometerlang beschimpft. Dieses Mal sollte es besser sein.

Der Wind hat glücklicherweise nachgelassen. Die Sonne ist geblieben! Die Strecke über Pozzuolo ist genauso angenehm wie tags zuvor, die Farben sind am frühen Morgen aber noch intensiver. Den Stop zum zweiten Cappuccino verbringen wir in Stazione di Montepulciano schon im Freien, dann fangen die "Lehmhügel" (le Crete) an. Sie sind je nach Hanglage noch braun mit grünen Fleckchen oder bereits grasgrün. Nach Gracciano geht es auf einer nur teilweise asphaltierten Straße knackig nach Montefollonico hoch. 10 bis 14 % Steigungen wechseln sich mit kurzen Flachstücken ab. Kein Verkehr, tolle Blicke auf die mit Zypressen und Pinien bestandenen Hügel. Immer wieder schöne Blicke auch zum Monte Amiata, der auf seiner Nordseite noch Schneereste trägt

Aus mir unerfindlichen Gründen findet Montefollonico in Reiseführern keine Erwähnung. Es hat jedoch ein schönes Ortsbild, ist recht gepflegt und die Trattoria 13 Gobbi hat schon geöffnet. Wir sind wie so häufig die einzigen Gäste und da wir erkennbar der italienischen Sprache mächtig sind, dürfen wir uns das etwas überzogene Eigenlob des Wirtes anhören. Unser Fazit eine Stunde später: Arrogante Brüder aber die bislang leckersten Nudeln.

Weiter geht es in einem großen Bogen ins Asotal. Anfangs unspektakulär im Wald, dann steil auf einer Staubpiste nach Montisi hinab. Die nachfolgenden 20 Km sind so schön, wie wir sie in Erinnerung haben. Erst die langgezogene Abfahrt durch die sehenswerte Landschaft bis nach San Giovanni d'Aso und dann genüsslich an der Bahnlinie entlang nach Torrenieri.

Dort machen wir eine letzte Rast und beginnen in der späten Nachmittagssonne mit der südlichen Auffahrt nach Montalcino. Für die Toskana ungewöhnlich konstant geht es mit 6 % Steigung den Hang hinauf. Die mit jedem Höhenmeter immer schöner werdende Aussichten in die Crete, auf den Monte Amiata und das immer näher heranrückende Montalcino begleiten uns. Eine Stunde, die so manche Passauffahrt vergessen lässt.

Unterkunft:

Il Giglio - zu kalt, zu teuer, zu unpersönlich

130 €, Räder ins magazzino

Abendessen:

L'Angolo - einfache Trattoria

 

So früh im Jahr in Italien...

ist auch in einer vom Tourismus geprägt Region etwas Besonderes. Die Hotels haben oft noch geschlossen, nur manche Restaurants gerade wieder auf. Sein Glas Rotwein schlürft man abends in der Enoteca noch alleine. So haben wir auf dieser Tour nichts dem Zufall überlassen und ganz gegen unsere Gewohnheit via Internet oder dann doch per Telefon immer ein paar Tage zuvor reserviert. Die Leute sind dafür noch nicht von den Touristen gestresst und freuen sich, mal wieder etwas zu tun zu haben.

Am 8. März schenkt man seiner Frau blühende Mimosen, habe ich gelesen. Dies sei dann der offizielle Frühjahrsbeginn in der Toscana. Wenn man nicht gerade an der Küste ist, ist es vor diesem Zeitpunkt auch hier noch recht winterlich. Wir waren wohl zum frühestmöglichen Zeitpunkt unterwegs.

 

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